29.01.2025
Worte aus der Kirche zum 26.01.2025

Wer mich von früher kennt, weiß, dass ich vor Hunden auch den ganz kleinen gewaltigen Respekt hatte. Streng genommen regelrechte Angst. Bereits als Kind und Jugendliche habe ich große Umwege zu Fuß oder per Fahrrad in Kauf genommen, nur um bestimmte Grundstücke mit ihren kläffenden Hunden hinterm Gartenzaun, nicht passieren zu müssen.
In unserer Gesellschaft sind Hunde der Inbegriff von Liebe, Treue und Anhänglichkeit.

Blickt man in die Bibel, kommen Hunde oft nicht gut weg. Meist halten sie als Negativbeispiel her.
Seit drei Jahren bin ich nun schon „auf den Hund gekommen“. Es ist ein ansehnlicher Magyar Vizsla (kurzhaariger ungarischer Vorstehhund), der auf den Namen Jasko hört.
Im Sommer 2021 zog er als Welpe ins Pfarrhaus ein. Als ehemaliger Jäger und Forstmann hatte mein Freund bereits mehrere Hunde als treue Begleiter zur Seite gehabt. Vom ersten Moment an war er „Feuer und Flamme“. Ich dagegen eher skeptisch, fühlte mich unsicher und unbeholfen. Anfänglich dachte ich, dass wird nie was. Aber mit der Zeit ist dieser, nun unser Hund, mir ans Herz gewachsen.
Für viele Menschen wird das Haustier häufig irgendwann zum innigen und unverzichtbaren Seelenfreund. Unser Hund ist auch bei meinen Eltern ein sehr gern gesehener Gast. Er ist eine willkommene Abwechslung und mein Vater ist für den Hund zur zweitwichtigsten Bezugsperson geworden. Zieht er sich für eine Ruhepause kurz zurück, sucht ihn unser Hund, bis er ihn gefunden hat. Zehrt eine Wolldecke vom Stubensofa, zieht sie über meinen in der Veranda auf dem Sofa dösenden Vater, um sich danach zu ihm zu legen. Ebenso liegt er bei mir auf der Couch, wenn ich mal krank bin. Es ist, als würde unser Hund spüren: „Frauchen“ braucht jetzt Zuspruch.
Tiere verdeutlichen mir, dass alle Lebewesen miteinander verbunden sind. Hund, Katze, Pferd, Haustiere jeder Art, aber auch Wildtiere.
Und Menschen, die ihren Alltag mit Tieren teilen, können unmittelbar erfahren, was auch die Zusage einer guten Predigt sein sollte: Du bist wertvoll. Ich freue mich über dich. Egal, wie dein Tag war, wie du heute aussiehst, ob du Erfolg oder Misserfolg hast. Gut, dass du da bist, so wie du bist. Uns Menschen fällt es oftmals schwer, einander diese vorbehaltlose Annahme zu vermitteln.
Hier sind uns Tiere im Vermitteln auch der göttlichen Liebe um einiges voraus. Und gerade Hunde können da für uns Menschen als Vorbilder dienen. Sie stehen für Treue, Vertrauen, Geduld, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Intuition, Vergebung und vor allem für bedingungslose Liebe.
Insofern kann einem Hund sogar eine theologische Bedeutung zu kommen, denn er versinnbildlicht die Gnade Gottes. Es klingt unpopulär, aber Hunde können tatsächlich ein Gleichnis für Gnade sein, weil ihre Liebe so bedingungslos ist.
Denken sie daran, wenn ein Hundebesitzer nach Hause kommt, wird er von seinem Haustier mit vorbehaltloser Liebe empfangen. Dieser Mensch könnte hässlich, arrogant oder unkultiviert sein, er könnte ein Tyrann, ein absoluter Fiesling oder ein Schmarotzer sein. Sein Hund wird ihn annehmen und lieben, so wie er ist. Dies veranschaulicht ganz gut die Gnade Gottes. Denn Gott schenkt uns seine Gunst und Liebe unverdient.
Ein der mittelalterlichen Benediktinerin und Universalgelehrten Hildegard von Bingen zugeschriebener Spruch lautet: „Gib dem Menschen einen Hund. Und die Seele wird gesund.“ Ich denke mehr und mehr, da ist was dran. Und bin Gott dankbar, dass unser Hund Jasko bei uns ist.

Pfarrerin Janette Obara aus Arneburg