02.08.2024
Worte aus der Kirche 04.08.24

Am letzten Julitag fällt mir ein Kalenderspruch ins Auge. Die französische Philosophin und Mystikerin Simone Weil schrieb: „Es ist nicht meine Angelegenheit, an mich zu denken. Meine Angelegenheit ist es, an Gott zu denken. Es ist Gottes Sache, an mich zu denken.“

Das sagt sich so leicht. Vielleicht muss es auch einmal so leicht gesagt werden. Die Frage des Glaubens ist im Grunde eine einfache: Bin ich gewollt – oder bin ich ein Zufall? Wer denkt, dass er oder sie gewollt ist, fragt tiefer nach.

Als ich mir diese Frage vor vielen Jahren stellte, hat mich das in das Haus der evangelischen Kirche geführt. Ich hätte auch einen anderen Weg einschlagen können, aber mein Weg hat mich in die Paulus Gemeinde in Magdeburg geführt und dort, hat sich für mein Leben alles verändert.

Dort durfte ich meine Lebensfragen offen diskutiere. Dort gab es Menschen, die zuhörten. Dort durfte ich aktiv gestalten und bei der Arbeit mit Kindern mithelfen. Aus diesem Ehrenamt wurde schließlich mein Beruf. Heute darf ich dankbar sein, dass Gott so wunderbar an mich gedacht hat.

In meiner heutigen Kirchengemeinde in Jerichow darf ich auch eine besondere Gemeinde erleben. Eine kleine Gruppe trifft sich jeden Morgen zum Gebet. Sie organisieren sich selbst und halten verlässlich die Morgenandacht in der Klosterkirche. Jeden Morgen, 10 Minuten zum Start in den Tag.

Ich muss gar nichts machen. Nur pünktlich aufstehen und mitbeten, mich tragen lassen. Und das tut gut. Nicht allein zu sein, mi meinen Fragen und nicht allein zu sein im Gebet. Wenn ich wieder viele Gespräche lang Wiedersprechen musste, gegen falsche Anlagen, gegen fake News, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Hass und Hetze, brauche ich eine Gemeinschaft, die mich trägt.

Eine Gemeinschaft, die mir Kraft gibt. Ich glaube an Gott, der mich geschaffen hat – der uns Menschen das Leben geschenkt, dass wir uns daran erfreuen. Wir sind, auch wenn wir Schmerzen haben, wenn uns manches auf der Welt quält, zur Freude geschaffen.

Das sagt sich so leicht. Und wir müssen es auch einmal leicht sagen dürfen. Es bedeutet nicht, dass das Leben immer eine einfache Sache ist. Aber, wenn wir Gott loben, erinnern wir uns selbst an den Grund, warum wir leben. Wie sind dankbar. Dankbar, dass wir kein Zufall sind, keine Laune der Natur. Das Leben hat einen Sinn, denn das wir uns freuen dürfen am Leben. Darum ist es sinnvoll, dass wir uns weiter gemeinsam einsetzen für eine offene und gerechte Gesellschaft, in der jede und jeder seinen und ihren Platz findet und sich einfach nur am Leben freuen darf. Ganz einfach. Dazu müssen wir aber pünktlich aufstehen.

Pfarrerin Rebekka Prozell aus Jerichow