26.07.2024
Einer, der mich sieht.
Endlich Urlaub. Ich liebe es einfach raus zu sein. Da habe ich Zeit für mich. Da komme ich zu mir. Im Alltag ist es anders. Da geht es selten um mich. Andere wollen meine Aufmerksam für sich und ihre Anliegen. Einer will mich hiervon überzeugen und eine andere davon. Viele Stimmen versuchen mich auf ihre Seite zu ziehen. Das soll ich kaufen. Davon soll ich überzeugt sein. Das soll ich ablehnen.
Und als wäre das nicht genug, sprechen solche Stimmen gern im Namen der Wahrheit. Andere meinen genau zu wissen, was ich brauche, wer ich bin, was das richtige für mich ist. Sie wissen angeblich alles. Wenn ich nicht gleich zustimme, beweise ich nur, wie sehr ich doch auf dem Holzweg bin. Essen, schlafen, arbeiten, denken, leben, sterben, glauben, zweifeln – für alles finden sich Influenzer und Expertinnen.
In der Bibel trifft Jesus manchmal auf Menschen in Krisensituationen. Sie sind schwer krank oder körperlich eingeschränkt. Einen gelähmten Mann fragt Jesus – als Wunderheiler bekannt – was der Mann von ihm will. Das hat mich früher aufgeregt. Als Jugendlicher habe ich diese Frage nicht verstanden. Ich dachte: „Na, was wird einer, der nicht mehr gehen kann, wohl wollen? Gesund werden! Laufen, hüpfen, gehen, wandern, balancieren, spazieren, rennen, schlendern.“
Heute regt mich diese Frage nicht mehr auf. Ganz im Gegenteil. „Was willst Du?“ Jesus nimmt sich Zeit für diesen Menschen. Er nimmt ihn ernst. „Was willst Du?“
Ausgerechnet Jesus, vom dem man ja irgendwie glaubt, dass er alles weiß, ist interessiert. Der Gelähmte wird nicht übersehen. Niemand entscheidet für ihn. Es geht um ihn. Er ist gefragt. Er wird gesehen.
„Was willst Du?“ Das tut mir gut. Da bin ich bei mir. Und mein Gott auch.