09.06.2024
Wer die Wahl hat,…

hat die Qual, heißt es in einem alten Sprichwort. Aber stimmt das wirklich? Wer die Wahl hat, ist doch sehr privilegiert und hat verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten. Der weitere Weg wird nicht per Dekret diktiert, sondern kann von allen mitentschieden und mitgestaltet werden.

Wer die Wahl hat, muss sich entscheiden. Wer die Wahl hat, kann sich entscheiden. An diesem Sonntag wird gewählt. Frauen und Männer aus unserem Land haben sich bereit erklärt, sich in den Dienst für ihre Mitmenschen wählen zu lassen. Die Motive sind vielfältig, die Programme umfangreich und aussagekräftig. Lange wurde diskutiert und abgewogen. An diesem Sonntag können wir entscheiden. Wen wähle ich? Diesen Kandidaten oder jene Kandidatin? Welches Programm entspricht meinen Wünschen am meisten?

Wir müssen nicht, wir dürfen wählen. Was für ein langersehnter Wunsch. Auch nach 34 Jahren im vereinten Deutschland mit freien und geheimen Wahlen ist das für mich immer noch ein großes Geschenk. Wir dürfen wählen und unsere Entscheidung treffen. Das ist keine Qual, aber eine anspruchsvolle Aufgabe. Die einen nutzen dazu vielleicht den Wahl-O-maten, um ihre Entscheidung zu fällen.

Unsere Landeskirche zeigt Flagge mit den Worten: Herz statt Hetze!

Ich lese in der Bibel die Goldene Regel, die ganz einfach lautet: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu (nach Matthäus 7,12). Entscheiden sie selbst, wer seine Mitmenschen im Blick hat und nicht hetzt und ausgrenzt. Wer die Wahl hat, hat die Auswahl. Fällen sie ihre Entscheidung frei und mit Liebe im Herzen. Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es im ersten Artikel unserer Verfassung und das ist so einfach wie genial formuliert.

Ich wünsche uns gute Entscheidungen und den Gewählten einen gesegneten Start.

Claudia Kuhn,
Pfarrerin i. R. Osterburg