16.03.2024
Morgen ist der Sonntag „Judika“

Diesen Namen werden wahrscheinlich die wenigsten schon gehört haben. Schon die Tatsache, dass Sonntage im Kirchenjahr noch Namen tragen, mag für manche befremdlich wirken.

In diesem Fall leitet der Name sich von einem lateinischen Gesang ab, der an diesem Sonntag in der Gottesdienstordnung vorgeschrieben ist. „Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta“. Das sind Worte aus dem Psalm 43, dem Psalm für diesen Sonntag, die auf deutsch lauten „Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache gegen das treulose Volk und errette mich von falschen und bösen Leuten.“

„Schaffe mir Recht“ ist also die Übersetzung des Tagesnamens. Thema des Tages ist demnach die „Gerechtigkeit Gottes“. Gerechtigkeit ist ja ein Wort, das uns in vielen Zusammenhängen begegnet. Meist geht es um irgendwelche Umverteilungen, oft aber auch um schlichte Rechtsprechung.

Spätestens an dieser Stelle merkt man aber auch, wie schwer das mit der Gerechtigkeit sein kann. Etwa dann, wenn Gewalttäter in unserem Land nur noch mit einem erhobenen Zeigefinger bestraft werden. Fälle dieser Art wurden gerade in den letzten Tagen wieder bekannt. Zum Beispiel jener: Da schlägt jemand einfach so auf dem Fussballplatz einen Jugendlichen tot und verläßt den Gerichtssaal als freier Mensch. In einem anderen Fall wird ein 17jähriger erstochen und der Täter bekommt sogar noch Haftentschädigung. Für die Angehörigen der Opfer muss das wie Hohn klingen. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Genau an dieser Stelle können aber vielleicht auch die Psalmworte des Sonntags ihre Wirkung entfalten. Wenn ich an der irdischen Gerechtigkeit verzweifle und dort kein Recht bekomme, so darf ich doch darauf vertrauen, dass ich bei Gott Recht bekomme. Gott weiß um meine Nöte und bei ihm darf ich darauf vertrauen, mein Recht zu bekommen.

Zugegeben, dieser Gedanke mag nicht jeden trösten und man sollte an dieser Stelle auch nicht unbedingt zu detailliert darüber nachdenken, in welcher Form so etwas geschehen kann. Aber allein das Vertrauen darauf bei Gott Recht zu erhalten und zu wissen, dass er mit beisteht, kann heilend wirken.

Pfarrer Matthias Friske,
St. Katharinen Salzwedel