07.03.2024
Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt
Die Konfirmation und die Abiturprüfungen rücken näher. Es wird Zeit, dass ich die Jugendlichen wieder mit einem Thema konfrontiere, das man (ich auch) seit einigen Jahrzehnten ganz gern an den Rand des religiösen Lebens schiebt: Jesus Christus. Eine der wichtigen Fragen der Jugendlichen lautet: „Musste das denn sein, dass Jesus so eine grausame Strafe bekam?“
Es heißt ja: „Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben.“ Ich will versuchen, es so einfach erklären, wie man es früher gemacht hat, und zwar nicht aus Theologinnen-, sondern aus Gärtnerperspektive. Wenn man Weizen aussät (oder irgendeinen anderen beliebigen Samen, aber keine Zwiebel), und ihn gießt und abwartet, wächst eine Pflanze. Dann wachsen Weizenkörner (oder andere Früchte). Der Same hat sich vermehrt! Es ist etwas Neues entstanden und das Neue ist mehr als das Ursprüngliche! Was ist mit dem Ursprünglichen passiert? Das Kind eines Landwirts runzelt die Stirn. „Was soll passiert sein?“ „Na ist es noch da, in der Erde?“, hake ich nach. „Weiß ich doch nicht. Wir ernten doch nur den Weizen oben und buddeln nicht in der Erde.“ Aha. Das hatte ich nicht auf dem Radar. Also muss ich doch wieder viele Worte um ein Prinzip machen, das sich im wahrsten Sinne des Wortes sehr einfach „begreifen“ lässt: Das ursprüngliche Weizenkorn ist verschwunden! Es war ja trocken und tot. Es wurde begraben. Es lag tot im Acker. Plötzlich keimte es und es wuchs eine Pflanze.
Ebenso Jesus: Er lag tot im Felsengrab. Dann war er verschwunden. Etwas Neues ist entstanden. Menschen versammelten sich in seinem Namen. Sie nannten sich Christen und beteten Jesus als Gott an. Sie meinten: Jesus Christus sei auferstanden. Das wissen wir nicht aus der Bibel, sondern von römischen Historikern, die irritiert über dieses Phänomen berichteten.
Ja, Jesus musste unbedingt mit dem Tod bestraft werden, damit seine menschenfreundliche Botschaft sich verbreitet. Er musste leiden, damit viele frei werden. Es wäre doch machbar, dass alle Kinder in unserer schönen ländlichen Region diese sinnliche Erfahrung machen: Samen wird begraben, bringt schöne Frucht und ist verschwunden. Es wäre doch machbar, dass wir alle nicht nur Früchte ernten, sondern tiefer graben, tiefer fragen, um Antworten ringen, gerade jetzt in der Fastenzeit, in der die neue Generation sich auf Konfirmation und Schulabschlussprüfungen vorbereitet.
Von Maria Eichenberg,
Pfarrerin in Fleetmark und Religionslehrerin