26.05.2024
Grünkäppchen und die Wassernixe!

Grünkäppchen, der Junge mit der gehäkelten Mütze, saß am Ufer der Elbe bei Arneburg. Mit dem Kanu war er von Tangermünde herauf gepaddelt und legte eine Pause im Arneburger Hafen ein.

Vor einem Jahr hatte hier das große Tauffest stattgefunden. Ein „Mini-Kirchentag“. Wie bei Johannes dem Täufer am Jordan. Die Menschen waren an den Fluß gekommen um sich taufen zu lassen. Es gab ein Gospelkonzert, einen Festgottesdienst mit passenden Worten, und dann über 40 kleine und große Täuflinge in und an der Elbe. Sie wurden getauft in Gottes freier Natur, beseelt mit dem Geist Jesu Christi. Alles war so unbeschreiblich schön, einzigartig und „heilig“ gewesen. Grünkäppchen war sogar Patenonkel geworden und hatte bei der Taufe neben dem Täufling im Wasser gestanden. Und er erinnerte sich auch noch an die junge Mutter, die sich mit ihrer kleinen Tochter hatte taufen lassen. Als ihre Taufkerze entzündet wurde und ein Pfarrer ihnen den Segen zusprach, da war es „wie im Himmel“. Grünkäppchen hatte den Eindruck, als wenn alle einen Meter über dem Boden geschwebt hätten. Eine unvergessliche Feier.

Aber dann war das Fest zu Ende gewesen und der Alltag wieder eingekehrt. Und was war mit dem Glauben nach der Taufe? Alles nur ein unverbindliches Event? Mit der Taufe beginnt doch auch die Kirchenmitgliedschaft. Täuflinge gehören in eine Gemeinde von Mitchristen. Glaube kann sich doch nur im gelebten Glaube entwickeln. Man muss die Kraftquellen des Christentums nutzen, um im Glauben wachsen und gedeihen zu können. Das waren die 4 B`s der Christen. Bibellesen, Beten, Brotbrechen (Abendmahl) und die brüderliche und geschwisterliche Gemeinschaft in der Kirche. So war die Kirche Grünkäppchens Heimat geworden vor langer Zeit.

Wes Geistes Kinder waren die Getauften jetzt wohl? Grünkäppchen fielen die Wahlkampfplakate auf dem Weg nach Arneburg auf. Stimmen- und Seelenfänger waren das. Und manche nicht ganz koschere Typen von unseriösen Parteien würden ihn geradewegs ins verderben ziehen, wie die Wassernixe in Goethes Gedicht vom Fischer.  „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.“ Nein! Er würde sich nicht hoffnungslos und willenlos machen lassen. Denn das ist es doch was Demokratieverächter haben wollen, willenloses und hoffnungsloses Stimmenvieh. Grünkäppchen dachte an die Getauften von Arneburg und an die Christenmenschen in den Gemeinden. Nein! Solange es Christen gibt, gibt es Hoffnung. Solange es Hoffnung gibt, siegt nicht die Gleichgültigkeit. Und solange die Gleichgültigkeit nicht siegt, wird die Wassernixe des Bösen mich nicht nach unten ziehen. Daher seine Worte für uns alle: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Amen. Dann paddelte er weiter auf der Elbe. Neuen Zielen entgegen und mit unerschütterlicher Hoffnung im Herzen.

Pfarrer Stefan Kemper-Kohlhase aus Kläden