28.02.2021
Das Wort zum Sonntag vom 28.02.2021
Ein Wort „verfolgt“ mich seit Wochen. Es ist ein Wort, welches man im Alltag eher selten hört. Dafür gebrauchen wir andere Wörter, die aber ganz ähnliches meinen. Da höre ich öfter, dass jemand „ein Herz für…“ hat oder es ist von „Empathie“ die Rede –also die Fähigkeit und Bereitschaft sich in andere Menschen einzufühlen. Oder ich lese, dass bei einem Menschen sein „selbstloses und soziales Handeln“ gelobt wird. Immer wieder leuchtet da bei mir ein bestimmtes Wort auf – haben Sie schon eine Idee, welches Wort es sein könnte?
Dieses Wort trifft mich auch körperlich – Herz und Bauch sind da angesprochen. Im Hebräischen ist dieses Wort, was ich meine, mit „Mutterschoß“ verwandt und im Lateinischen heißt es „misericordia“, da steckt das Herz drin.
Ich meine das Wort „Barmherzigkeit“-„ Ein-Herz-für-Arme-haben“ oder auch Mitgefühl und Erbarmen. Oder wenn man es noch anders schreibt „B-arm-herz-igkeit“ – der Arm, der vom Herzen bewegt wird. Barmherzigkeit ist gelebte Mitmenschlichkeit und noch viel mehr. Barmherzig-Sein macht aus, dass man es nicht mehr schafft beim bloßen Mitgefühl stehen zu bleiben. Es treibt einen ins Handeln hinein – vom Herzen, Bauch und Kopf her dem Menschen zugewandt. Wann waren Sie das letzte mal so zu tiefst innerlich bewegt und von einer Situation ergriffen, dass Sie gar nicht anders konnten, als etwas zu tun?
Barmherzig zu sein, verändert – mich selbst und andere. Probieren Sie doch einmal aus barmherzig mit sich selbst und anderen zu sein! Das könnte dann z.B. heißen: sich und anderen einzugestehen, dass man einen Fehler gemacht hat, dies aber nicht ständig wieder eine Rolle spielt. Barmherzigkeit gibt dem anderen und mir selbst eine neue Chance. Barmherzigkeit gibt den anderen und sich selbst nicht auf. Barmherzig sein, heißt großzügig zu sein mit dem, was mir anvertraut ist.
Der morgige 2. Sonntag der Passionszeit „Reminiscere“ bringt die Barmherzigkeit ganz neu ins Blickfeld. „Reminiscere“ ist ein Zitat aus Psalm 25,6: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!“. In diesem Psalm 25 ist davon die Rede, wie Gott neue Wege zeigt und hilft, indem er Schuld vergibt. Wenn Gott sogar erinnert wird an seine Barmherzigkeit…wieviel mehr dann wir?! Vielleicht ist das Wort Barmherzigkeit und alles, was damit zusammenhängt, ja auch ein guter Vorsatz für die Passionszeit, in der wir uns befinden – „7 Wochen Barmherzigkeit“?! Und in der Jahreslosung kommt es ja auch vor. Dort heißt es: „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“. Jesus spricht vom himmlischen Vater.
Ja, es ist gar nicht so einfach mit der Barmherzigkeit. Mir hilft oft ein Gebet dabei. „Barmherziger Gott, du, mein himmlischer Vater. Deine Zuneigung öffnet mein Herz. Was ich bei dir finde, will ich selbst leben – Barmherzigkeit. Hilf mir dabei und schenke mir offene Ohren, ein mitfühlendes Herz und tatbereite Hände. Amen“
Ein gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen Pastorin Almut Riemann