21.03.2021
Das Wort zum Sonntag vom 21.03.2021

„Es geht! Anders“

Der 21. März ist der 5. Sonntag in der Fastenzeit und in der katholischen Kirche auch der sogenannte Misereor - Sonntag. An ihm wird in allen katholischen Gemeinden die Kollekte für das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR e.V. gehalten.

Jedes Jahr wird für ein anderes Land oder Region gesammelt. Die diesjährige Misereor-Fastenaktion steht unter dem Leitwort „Es geht! Anders.” Sie stellt Menschen in den Mittelpunkt, die gemeinsam mit indigenen Gemeinschaften in Bolivien eine bessere Zukunft auf den Weg bringen wollen. Sie passen die Landwirtschaft der Vielfalt des Amazonas-Regenwaldes an. Das Zusammenleben gestalten sie im Einklang untereinander und mit der Schöpfung. Sie leben die Vision: „Es geht! Anders“ Doch der Lebensraum der indigenen Völker wird bedroht – durch die wirtschaftlichen Interessen der Agrarindustrie, durch Bergbau und Gasförderung. Auch das Coronavirus hat Bolivien trotz der relativ früh verhängten Quarantänemaßnahmen stark getroffen. Ende Juli 2020 zählte das Land mehr als 73500 bestätigte Ansteckungen und knapp 3000 Todesfälle. Die verordneten Ausgangssperren sind für viele Familien kaum einzuhalten. Dazu kommt der Zusammenbruch des sehr schwach ausgebildeten Gesundheitssystems. Besonders verletzlich sind auch hier die indigenen Völker des Amazonasgebietes.

Die Fastenaktion ruft uns auf uns an die Seite der Menschen in Bolivien und andernorts zu stellen. Wir können die Fastenzeit als eine Zeit der Umkehr gestalten. Dabei sollen wir nach mehr globaler Gerechtigkeit streben – sozial und ökolgisch. Wir können mit den Menschen in Bolivien unsere Hoffnung, unsere Gebete und unseren Einsatz teilen. Eine andere Welt ist möglich und es liegt in unserer Hand, sie zu gestalten. Die Fastenaktion “Es geht! Anders.” lädt auch uns zu einer Neuausrichtung unserer Lebensweise ein. Es ist Zeit, grundlegende Fragen zu stellen und sich neu auszurichten. Was zählt wirklich für ein Gutes Leben, ein Leben in Fülle? Können wir eine Lebensweise verantworten, die auf Massenkonsum und materiellen Wohlstand ausgerichtet ist? Keiner würde wohl von sich behaupten, sich Veränderungen grundsätzlich zu verschließen. Doch: Wenn es einen persönlich trifft. Wenn es unsere Art zu leben betrifft. Wenn es nicht modern ist und es alle anders tun, sondern unsere Werte in Frage stellen... Was dann?

Wir erleben eine Welt im Wandel und eine Welt in Aufruhr: Proteste, Populismus sind ein Ausdruck auch der Ängste, manchmal auch der Existenzängste, die Verändetungsprozesse hervorrufen. Viele Fragen unserer Zeit sind nicht mit einfachen Antworten zu lösen. Die Komplexität überfordert, macht ratlos, verleitet zur Resignation. Wir sind gefordert, Zusammenhänge zu verstehen, Antworten zu finden.

„Es geht! Anders“. Das Leben wird sich hoffentlich durchsetzen, ein Wandel ist möglich. Wir haben einen Gott an unserer Seite, der uns auf dem Weg der Veränderung begleitet. Der darum weiß, dass es von der Einsicht, über die Absicht hin zum Tun oft ein langer Weg ist: Für jeden ganz persönlich, ebenso wie für die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft.

Schöpfen wir aus jeder kleinen Veränderung, die uns gelingt, den Mut und die Zuversicht, dass auch im Großen eine andere Welt möglich ist. Dabei dürfen wir uns verbunden fühlen mit Indigenen in Bolivien, ebenso wie mit Menschen an vielen Orten weltweit. (aus dem Misereor-Material zur Fastenaktion 2021)

Pfarrer Michael Gambke aus Tangermünde