31.07.2022
Das Wort zum Sonntag dem 31.07.2022

Gesegnete Mahlzeit!

Für viele Gläubige ist es einer der innigsten Momente, während der Abendmahlsfeier am Altar auf unaussprechliche Art mit ihrem Herrn verbunden zu sein. Für Außenstehende ist es dagegen meist schwer zu verstehen, was man daran so sehr vermissen konnte, als coronabedingt kein Abendmahl stattfand. An einem Ort ist es ein Hort der Tradition, anderswo ein Anlass, neue Feier-Formen auszuprobieren.

In vielen Kirchen wird an diesem Sonntag erzählt, wie Jesus dafür sorgt, dass tausende von Menschen satt werden, die ihm zuhören. Obwohl nur fünf Brote und zwei Fische zur Hand sind, die ein kleines Kind (!) bei sich hat, bleiben schließlich zwölf Körbe voll an Resten übrig.
Viele Gläubige sehen diese Erzählung als Beweis, dass Jesus die göttliche Macht hatte, Nahrung aus praktisch nichts zu erschaffen. Andere erklären sie so, dass die Menschen erst nach langem Zögern bereit waren, ihre sorgsam gehüteten Vorräte zu teilen.

Mir käme es geradezu pervers vor, von der Kanzel über Brot und satt Werden zu reden, ohne dabei auch hungernde, nein: verhungernde Menschen vor allem in Afrika im Blick zu haben.
Ein englischer Journalist soll Passanten in verschiedenen Städten aufgefordert haben, für ein Brot eine Stunde lang zu arbeiten. Es heißt, in Hamburg wurde er ausgelacht, in New York festgenommen. In Nigeria wollten Manche auch drei Stunden für das Brot arbeiten. In Neu Delhi strömten Hunderte zusammen, die einen ganzen Tag lang arbeiten wollten. Und bei uns sorgt schon die bloße Erwähnung von Energiesparen für panische Töne.
Das heißt gerade nicht, berechtigte Angst kleinzureden, weil es ja woanders viel schlimmer ist. Aber es heißt, dass es in der Tat ein Wunder braucht, um Menschen wirklich satt zu bekommen. Denn ich nehme trotz aller Beteuerungen, dass Not das Gute und die Hilfsbereitschaft zum Vorschein bringen soll, viel mehr die Hamster- und Festhalte-Mentalität wahr. Zwischen Menschen, Orten, Ländern – ja, auch zwischen Kirchen.

Ich nenne es deshalb ein Wunder, ein Handeln Gottes, wenn Menschen ihre festklammernden Hände öffnen, um Anderen zu helfen. Bloßes Teilen kann zwar weder erklären, was in der biblischen Geschichte noch was heute im Abendmahl zwischen Gott und Menschen geschieht. Aber ohne teilen und helfen würde allen Gottesdiensten Sinn und Ziel fehlen. Wer erlebt hat, dass Gott Gemeinschaft stiftet und Menschen satt macht über einen vollen Bauch hinaus, der kriegt auch seine Mitmenschen und ihre Nöte nicht mehr aus seinem Herzen heraus.

Hartwig Janus, Pfarrer in Sandau