07.08.2022
Das Wort zum Sonntag dem 07.08.2022

Wozu evangelische Kirche in meinem Ort?

Die evangelischen Landeskirchen haben ein weites Dach. Hier finden viele Geschmacksrichtungen von Glauben und Zweifeln einen Platz. Bei uns kommen fromme Menschen zusammen mit „ganz normalen“. Sie müssen nicht beten, um im Gospelchor zu singen. Sie müssen kein Bekenntnis sprechen oder die richtigen Antworten aufsagen, um einen Platz in der Gemeinde zu finden. Das gilt für Ihre Kinder und Enkelkinder ebenso. Daran muss sich evangelische Kirche messen lassen. Sie sind willkommen: fromm und liberal, mit Glauben und Zweifel, mit Zustimmung und Kritik.
Ohne Landeskirchen rückt der evangelische Glaube aus der Mitte der Gesellschaft an die Ränder. Er wird Privatsache der 100%igen, die mit einfachen Botschaften öffentlich laut sind – und das mit Erfolg.

Menschen sorgen sich, wie wir in unserem Land miteinander umgehen. Die Gemüter sind oft so erhitzt wie das Sommerwetter… dann knallt‘s.
Die Evangelische Kirche hat im Prozess der Deutschen Einheit gezeigt, wie Opposition ohne Gewalt geht. Akteure sehen sich heute gern in der Tradition der Montagsdemos, wenn sie wüten und brüllen. Bei allem Ruf zur Freiheit hat die Kirche gegenüber Menschen Anstand und Gewaltlosigkeit gewahrt. Die Gegner achten und die Feinde lieben – dafür steht unsere Kirche auch heute und morgen.

Es sind nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer. Es sind Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen. Es sind Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Es sind unsere vielen Ehrenamtlichen. Wir haben ein Ohr für Sie. Bei uns können Sie Lasten lassen.
Die meisten Pfarrerinnen und Pfarrer haben professionelle Seelsorgeausbildungen. Wir hören zu – mit oder ohne Kirchenmitgliedschaft und ohne Rechnung.

All das und mehr wird mit Kirchensteuern bezahlt. Die Freiheit, die wir als Kirche haben, uns allen Menschen zuzuwenden, Seelsorge nicht abrechnen zu müssen, musikalische, kulturelle und pädagogische Arbeit zu machen, hängt zu einem großen Teil an den Kirchensteuern.

Treten Sie in die Kirche ein, wenn Ihnen das wichtig ist. Zahlen Sie Kirchensteuer, wenn Sie mehr im Ort haben wollen als tote Denkmäler aus Stein. Werden Sie Mitglied einer tragenden, sinnstiftenden, tröstenden und verbindenden Kirche.
Treten Sie (wieder) in die Kirche ein.

 

Pfr. Manfred Kiel

Schönhausen (Elbe)