28.08.2022
Das Wort zum Sonntag dem 28.08.2022
Ein Wort zum Sonntag
„Ordnung ist das halbe Leben“, so sagt der Volksmund. Eine gewisse Ordnung und Regelung ist wichtig im Zusammenleben mit anderen Menschen. Bastelt man zu viel an Ordnungen und Regelungen herum, so ergibt dies oft ein Chaos und ein Durcheinander. Kennt man sich in der Bibel etwas aus, so fällt einem schnell ins Auge, dass auch hier viel von Ordnung die Rede ist. Am Anfang spricht die Bibel von einem Chaos zu Beginn der Weltschöpfung, das geordnet werden muss. Die gesamte Schöpfung wird als geordnetes System dargestellt – vom ersten bis zum letzten Tag. Das Chaos wird nach und nach beseitigt. Diese gesamte Schöpfung ist als Ganzheit konzipiert. Es ist undenkbar, dass ein Teil, auch nur ein kleiner Teil fehlen oder verloren gehen könnte. Wenn nur ein Stück fehlen würde, so wäre die Schöpfung unvollständig oder fehlerhaft. „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ – so heißt es im Buch der Psalmen. Auch der Ruhetag – die letzte Schöpfungstat – gehört in diese Ordnung hinein. Nach sechs Tagen ruhte der Herr von seiner Schöpfung; nach sechs Tagen Arbeit soll auch seine Schöpfung ruhen. Nicht erst in unserer heutigen Zeit gibt es Diskussionen über die Gestaltung des Ruhetages – des Sonntags. Es gab bereits in früheren Zeiten Überlegungen, wie der Sonntag bzw. die ganze Wochengestaltung verändert werden könnte. Man kam jedoch davon ab, weil man eingesehen hat, wie wichtig dieser Zyklus von Arbeit und Ruhe ist. Work-Life-Balance nennt man es heute und diskutiert es hin und her und weiß inzwischen, wie wichtige dieser Ausgleich ist. Gott will, dass wir frei sind. Darum sagt er: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Aber wir heiligen ihn nicht. Wir machen immer weiter. Wenn wir könnten, am liebsten rund um die Uhr und sonntags wie werktags. Wir legen zwar Pausen ein, aber nur, um danach um so besser arbeiten zu können. Gott will, dass wir frei sind. Freiheit aber muss man demonstrieren. Darum geht es im dritten Gebot. Es fordert keine Leistung, nicht einmal eine gottesdienstliche, sondern das Gegenteil jeder Leistung: Ruhehalten, Nichtstun, Müßiggang, Muße. Den Feiertag heiligen heißt: ihn bewusst anders begehen als den Werktag. Nicht fromme oder weniger fromme Werke vollbringen, sondern von den Werken Gottes leben. Ein Besuch des Sonntagsgottesdienst schadet dabei nicht. Gott will, dass wir frei sind. In der Schöpfungsgeschichte zeigt sich dies darin, dass Gott am sechsten Tag den Menschen erschafft, der siebente aber ist schon der Ruhetag. Großartig: Der erste Lebenstag des Menschen soll der Ruhe gehören. Nicht der Leistung, nicht der Arbeit, nicht der Güterbeschaffung, sondern der Freude. Die Ruhe soll nicht das Ende, sondern der Anfang, nicht der Punkt hinter, sondern das Vorzeichen vor aller Arbeit sein.