25.04.2021
Das Wort zum Sonntag dem 25.04.2021

Die Sonntage nach Ostern haben im kirchlichen Kalender wohlklingende, lateinische Namen. Der kommende Sonntag heißt „Jubilate“, die lateinische Aufforderung zum Loben, Jubeln, sich freuen und dankbar zu sein.
Wie ist das bei Ihnen; machen sie auch manchmal Selbstgespräche? Ich ertappe mich regelmäßig dabei, vor allem beim Autofahren. Und dann ist es meistens ein gemurmeltes Gemecker; „Mann, Mann, Mann, unten links ist das Gaspedal; fahren nicht parken... wie der/die da wieder rumgurkt.“
Wie ist Ihr Verhältnis zwischen fröhlichen und dankbaren Dialogen und unserem zornigen Alltags-Gemecker.
Besuch bei einer älteren Dame noch vor Corona-Zeiten; 80. Geburtstag: der Hof frisch gepflastert, das Dach neu gedeckt, das Häuschen wie aus dem Ei gepellt. Die Dame selbst frisch frisiert, strahlend weiße Zähne und fröhliches Treiben der Enkelkinder. Nach meiner Begrüßung und Gratulation seufzt die alte Dame und sagt: „Ach, Herr Pfarrer; sind es nicht schreckliche Zeiten, in denen wir leben. So schlimm war´s doch noch nie!“
Ja, es gibt sie auch in der Bibel; die Klagelieder. Ärger, Angst und Bitterkeit brauchen ihren Ort. Wir dürfen auch sie Gott anvertrauen. Und die Klage geht oft leichter über die Lippen als ein fröhliches Loblied. Die Bibel gibt uns dafür allerdings wunderbare Hilfestellungen, wie zum Beispiel im Psalm 103 „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er Dir Gutes getan hat!“
Klagen muss man nicht üben, aber eine Kultur für Lob und Dank dagegen braucht Anleitung und vielleicht auch ein bisschen Training.
Ich habe das bei Freunden erlebt. Nach dem Abendbrot gibt es dort eine feste, ungestörte Zeit für einen Tagesrückblick. Alle am Tisch – Kinder, Eltern und jeder der noch mit am Tisch sitzt erzählt kurz, worüber er sich an diesem Tag besonders gefreut hat.
Ich war sehr erstaunt, was da alles an Schätzen auf den Tisch des Hauses kam und wie stark sich der Blick schärft, wenn man gezielt auf die Suche nach den guten und schönen Dingen geht. Vielleicht waren es viele kleine unscheinbare Erlebnisse, aber samt und sonders keine Nichtigkeiten.
Dann gab es auch noch eine Mecker-Runde: die kleinen Ärgerlichkeiten dieses Tages bekamen auch ihren Ort. Am Schluss gab es dann das Abendgebet, als kleine Zusammenfassung für Gott. 
So hat beides Ort und Zeit – Lob und Ärger. Der kommende Sonntag gibt das Programm für die neue Woche mal vor: Freut euch, seid dankbar – zeigt es Gott und den Menschen um Euch herum. Jubilate!  

Superintendent Michael Kleemann