30.06.2022
Das Wort zum 03.07.2022

Liebe Leserinnen und Leser! Schön, dass Sie sich etwas Zeit nehmen, um das heutige „Wort aus der Kirche“ zu lesen. Am morgigen Sonntag wird in vielen ev. Gottesdiensten als Evangelium das Gleichnis Jesu vom sog. „Verlorenen Sohn“ gelesen. Dieses Gleichnis aus dem 15. Kapitel des Lukasevangeliums ist für mich eine der schönsten Erzählungen aus dem Neuen Testament. Kurz zusammengefasst geht es um einen Vater der 2 Söhne hat. Der Jüngere möchte eines Tages sein Erbe ausgezahlt haben und macht sich damit auf den Weg in die Fremde. Im Laufe der Zeit bringt er sein Erbe durch bis nichts mehr davon übrig ist. Mit dem Geld sind dann auch die vermeintlichen Freunde weg. Er wird Tagelöhner und verdient sich als Schweinehirt sein tägliches Brot. Doch irgendwann besinnt er sich und macht sich auf den Weg, zurück zu seinem Vater. Dieser erwartet ihn schon. Statt dem Jüngsten eine Standpauke zu halten, begrüßt er ihn herzlich und fällt ihm um den Hals. Ja, er lässt für ihn sogar ein Fest ausrichten und kleidet ihn neu ein.

Der Jüngste bekommt eine zweite Chance.

Jesus macht seinen Zuhörern damals und uns heute mit diesem Gleichnis deutlich: So ist Gott. Er ist wie dieser Vater in der Geschichte. Er hat dem Sohn keine Vorhaltungen gemacht als er sich sein Erbe hat auszahlen lassen. Er hat ihm keine Vorhaltungen gemacht, als er das Elternhaus verlassen hatte, um in die Fremde zu gehen. Und er hat dem Jüngeren keine Vorhaltungen gemacht als er, gezeichnet durch seine Erfahrungen, zurückkam. Er hat ihn einfach nur in die Arme genommen, ihm ein Fest ausgerichtet und ihn neu eingekleidet.

Wie würden wir reagieren, wenn jemand aus den gewohnten oder vorgegebenen Bahnen ausbricht? Wenn jemand uns maßlos enttäuscht hat und dann gescheitert ist? Können wir da auf Häme und Vorwürfe verzichten? Können wir da so tun, als sei nicht geschehen? Ehrlich gesagt, würde mir das wohl nicht so einfach gelingen. Da ist zu viel Verletzung und Enttäuschung, um einfach so weiter zu machen. Aber diese kleine Geschichte möchte uns allen eine andere Blickrichtung zeigen. Die Blickrichtung hin zu Gott. Bei IHM gibt es andere Maßstäbe. ER handelt anders als wir es uns vorstellen bzw. es bei uns üblich ist. Daran möchte uns das Evangelium diesen Sonntag erinnern. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag.

 

Geschrieben von Ronald Smorodinzeff aus Bismark.