25.08.2024
Worte aus der Kirche zum 25.08.2024

„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“ (Lk 12, 48)

Hier geht es nicht um die Forderung nach einer neuen Vermögenssteuer. Hier geht es auch nicht um ein ungerechtes Finanzsystem. So ein Gedanke kann schnell beim ersten lesen dieses Verses aus dem Lukasevangelium kommen. Doch in unserem Vers geht es um eine ganz andere Sache. Zunächst wird einmal festgehalten, dass die Menschen eben nicht alle gleich sind. Mancher hat viel, mancher hat weniger. Das kennen wir auch. Was das aber im einzelnen ist, wird hier nicht gesagt. Es können ganz beliebige Dinge sein: Verstand, Besitz, Gefühl, Geld, aber auch Geduld, Ausdauer oder ein wichtiges Amt. Es ist keine Rede davon, dass alle Menschen gleichviel davon haben sollten. Es ist ein verhängnisvoller Irrtum, alle Menschen gleich machen zu wollen. Wir Menschen haben ganz unterschiedliche Gaben und Talente und Eigenschaften.

Unser Vers redet von Verantwortung. Die Bibel spricht an vielen Stellen davon. Für unser ganzes Leben müssen wir Verantwortung übernehmen. Für unser Tun und Lassen, für unser Handeln und Verhalten, für unseren Einsatz und Überzeugungen. Was wir tun, passiert nicht in einem luftleeren Raum. Es hat Folgen für uns und unsere Mitmenschen.

Verantwortung zu haben, ist nicht leicht. Je mehr wir davon haben, um so schwerer kann sie auch auf uns lasten. In der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in unserer Gemeinschaft. Unser Spruch stellt eine einfache Gleichung auf: Wem viel anvertraut ist, von dem wird man auch viel verlangen. Wir sollen uns bewusst werden, was uns Gott an Gaben, Talenten, Freiheit und Verantwortung gegeben hat und das Beste daraus machen. Wenn uns viel anvertraut ist, dann dürfen wir uns auch trauen. Wir können vielleicht manches, was wir uns gar nicht zutrauen. Wir wollen vielleicht einiges nicht, was wir doch tun sollten. Wir haben es vielleicht nur noch nie probiert. Es muss ja nicht gleich das Amt des Bundespräsidenten sein. Vielleicht geht’s ja auch etwas kleiner.

Manch eine Verantwortung kann uns zu viel werden. Viel Leistung kann auch zum Problem werden. Da bedarf es der eigenen Prüfung und Abwägung. Wer ohne Unterbrechung immer (mehr) leistet, macht sich selbst kaputt. Gerade in unserem Land ist es eine böse Unsitte geworden, dass Menschen nach ihrer Arbeitsleistung bemessen und eingeteilt werden. Und da ist unser Vers eine gesunde Bremse und Hilfe: Niemand soll zu mehr verpflichtet werden, als er leisten kann. Und dafür tragen wir vor Gott und unseren Mitmenschen alle gleichviel Verantwortung.

Pfarrer Dr. Peter Lippelt aus Lüderitz