24.05.2023
Leidenschaft
Sie lesen die ‚Worte aus der Kirche‘. Von daher bin ich vielleicht bei Ihnen richtig. Ich suche Leute mit Leidenschaft für den Himmel. Und für die Erde, genauer gesagt: für unser Zusammenleben. Dafür braucht man ein Herz. Ein Herz, das über das eigene kleine Leben hinaussieht. Ein Herz, das brennt. Ein Herz, das für Gott und für die Menschen schlägt.
Vermutlich haben Sie nicht ein so großes Herz. Habe ich auch nicht. Doch es reicht, wenn Sie die Sehnsucht haben, - die Sehnsucht, dass nicht alles beim Alten bleibt. Die Sehnsucht, dass sich nicht jeder nur um sich selbst dreht. Dass wir miteinander reden und aneinander Anteil nehmen. Dass es Gemeinschaft gibt, nicht nur Geselligkeit. Dazu die Ahnung, - oder auch das feste Vertrauen -, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, das wir nicht sehen, messen uns begreifen können. Und dass diese größere Wirklichkeit uns verbindet, - so verschieden wir sind. (In der Kirchensprache: dass wir ‚Gottes Kinder‘ sind.)
Diese Sehnsucht macht uns offen für unsere Mitmenschen und für Gottes Geist. Beim allerersten Pfingstfest – damals in Jerusalem – waren Menschen mit dieser Sehnsucht zusammengekommen; und ihre Sehnsucht wurde erfüllt! Der Geist dessen, der eine Leidenschaft hat für das Leben auf der Erde, und für jeden Einzelnen von uns, hat die Sehnsucht dieser Menschen erfüllt. Nun waren sie ‚Feuer und Flamme‘ für den Schöpfer und für die Schöpfung. Und sie waren sich einig im Geist, trotz aller verschiedenen Ansichten und Hintergründe.
Dies war kein Strohfeuer. Diese Leidenschaft blieb. Und im wörtlichen Sinne hat ihnen allen diese Leidenschaft viel Leid eingebracht. Bei manchen bis hin zur Ausgrenzung, Inhaftierung oder sogar Hinrichtung. So wie bei Jesus, dessen Leidenschaft für jeden Menschen ihn in Konflikt brachte mit dem ‚Mainstream‘ und den Mächtigen. Das Symbol für seine Leidenschaft ist seitdem das Kreuz, das sich auf bzw. in jeder Kirche findet.
Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören, wenn Sie diese Leidenschaft teilen. Wenn Sie auch darunter leiden, dass wir alle dazu neigen, uns nur noch um uns selber zu drehen. Und dass es in unserer Kirche zu wenig Begeisterung gibt, - für Gott und für die Menschen.
Ulrich Storck, Kirchengemeindeverband Diesdorf