30.11.2023
Jesus auf dem Weihnachtsmarkt
Und Jesus pilgerte zum Heiligtum im Tal der Steine, um nach der Väter Brauch die Heiligen zu ehren. Den Stammvater Abraham und seine Frau Sarah, den Gesetzgeber Mose und Miriam, den Propheten Jesaja und Ruth und alle die anderen Vorbilder im Glauben.
Es waren aber noch viele, viele Wochen bis zum „dem“ großen Fest im Heiligtum. Auf dem Vorplatz aber war schon ein buntes Markttreiben. Aber nicht für das Fest aller Heiligen und zu Ehren der Verstorbenen. Jesus ging daher hin und vertrieb alle Verkäufer von Weihnachtsmännern, Christstollen und Glühwein, denn es war noch nicht die Zeit. Oder möchten sie beim Gedenken an Tante Heidi, die vor 2 Wochen beerdigt worden ist, mit „Jingle bells“ beschallt werden?
Jesus jedenfalls stieß die Tische mit den transportablen Geldautomaten um und die Stände der Lebkuchen- und Eierpunschverkäufer. Und er sprach zu den Männern mit den roten Mützen und den rotweißen Getränkedosen: „Es steht geschrieben: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus (Mt 21,13). Macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus (Joh 2,16).“
Und es kamen zu ihm Betriebsblinde, die gekommen waren, weil endlich mal was los war im Dorf. Dazu kamen Kaufrauschsüchtige, die die Radiowerbung für „die besten Geschenke zum Fest“ verinnerlicht hatten. Und auch Wutbürger kamen, die sich über alles und jeden aufregten, ohne selbst Verbesserungsvorschläge zu machen. Und Jesus heilte sie alle, denn Advent ist im Dezember. Und im Dezember ist nichts gegen eine freudige Vorbereitung auf das Fest einzuwenden. Jesus verabredete sich sogar mit einer Familie von Bürgern des Reiches, die Einsicht gezeigt hatten, auf eine Tasse Zimttee beim Markttreiben in St. Einfeld im Dezember. Und den Kaufrauschsüchtigen sagte er: „Verbringt lieber Zeit mit euren Lieben vor dem besonderen Fest. Das ist ein wertvolleres Geschenk. Die Adventszeit vor dem Fest ist eine Zeit der Stille und der Besinnung, der Vorfreude und der Erwartung. Es geht nicht um das teuerste Geschenk um des Schenkens willen, sondern um Geschenke von Herzen.“
Als aber die Oberpriester der Konsumwirtschaft und die Schriftgelehrten der Ökonomie die Wunder sahen, die Jesus tat, entrüsteten sie sich und sprachen: „Das ist geschäftsschädigend. Wenn alle nur freundlich und besinnlich beieinander Glühweintrinken würden und nicht mehr teure Geschenke kaufen würden…“ --- „dann würde es uns besser gehen!“ vollendete Jesus den Satz. Und er schenkte ihnen Weihnachtspostkarten mit der Aufschrift „Mein Sohn hat Geburtstag! - Gott“, ließ sie stehen und ging zur Stadt hinaus.
Ich, der Pfarrer aus Kläden, wünsche ihnen eine besinnliche Adventszeit. Treffen sie sich mit Freunden auf eine Tasse Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und verbringen sie wertvolle Zeit mit ihren Lieben in der Zeit vor dem Weihnachtsfest.
Gebet: Vater im Himmel. Die Adventszeit ist ein Heiligtum und wir warten gespannt auf die Ankunft des Erlösers Jesus Christus. Er ist die Tür zum Allerheiligsten für uns, zu dir. Schenk uns adventliche Freude, Frieden und einen wachen Geist.
Pfarrer Stefan Kemper-Kohlhase aus Kläden