26.10.2023
Innehalten
Ukraine, die Hamas, Bergkarabesch, Maine … – allein diese Schlagwörter reichen aus, um keine Nachrichten mehr zu hören, zu lesen oder zu sehen. Denn diese sind verbunden mit der Frage, welche Horrormeldungen denn diesmal auf mich warten und mit der Sorge, um den Frieden in der Welt.
Dann lese ich den Spruch für die nächste Woche und bin dann doch wieder beim Thema. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12,21) - heißt es da und ich frage mich, zu welchen Zeiten diese Aufforderung nicht eine Zumutung beziehungsweise eine Überforderung war?
Haben die zurückliegenden Zeiten nicht genügend Anschauungsmaterial dafür geliefert, dass das Böse eine gewaltige Macht ist, die nichts unversucht lässt, um das Gute zu überwinden? Ich bin zwischen Angst, Sorge, Hoffnung und Sehnsucht hin und her gerissen und frage mich, was ich denn mit dem Wochenspruch in dieser Situation anfangen kann?
Einen Hinweis finde ich ein paar Verse vorher. Da heißt es: Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Wie befreiend, dass Paulus weiß, dass man zum Friedenstiften immer zwei braucht – „Ist´s möglich.“ Eine Entlastung, denn es bedeutet doch, dass für mich das Gegenüber bei den großen Schlagwörtern unerreichbar ist. Aber auch eine Verpflichtung, denn in meiner kleinen Welt ist für mich vieles möglich: Auch Gutem Böses entgegenzusetzen. Zum Beispiel nicht gleich aufbrausen, und verbal zurückzuschlagen, sondern einen Moment Innehalten, damit die Wut verraucht und ich gelassener reagiere. Und da verändert sich etwas. Bei mir und auch oft beim Gegenüber. Da verändert sich was etwas im Kleinen und nach und nach auch etwas in der großen Welt. Denn wo viele so handeln, da schrumpft der Hass und wächst das Gute. So lassen auch Sie sich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinden Sie das Böse mit Gutem.
Ihre Steffi Hohmann, od. Gemeindepädagogin KK Stendal