12.05.2024
Frühlingsgedanken / Frühlingserwachen

Mitten im Monat Mai angekommen, gehen mir Verse und Melodien durch den Kopf, die diesen Wonnemonat besingen. Dichter, Komponisten, Maler und Bildhauer wurden nicht müde, diesen Monat zum Gegenstand ihrer Kunst zu machen.

Allein die Volkslieddichtung hält wundervolle Verse bereit. Der Mai ist gekommen / Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün / Alles neu macht der Mai / Wenn’s Mailüfterl weht / der Winter ist vergangen ich seh des Maien Schein.

Auch finden sich Verse beinahe aller Dichter der deutschen Romanik zum Frühlingserwachen und zu Frühlingsfreuden. Bildhauer haben symbolische Frühlingsfiguren gestaltet und Maler hielten knospende Zweige und blühende Wiesen auf ihren Bildern fest.

Wer will, kann das evangelische Gesangbuch aufschlagen und wird dort ein Lied finden, dass den Monat Mai zum Thema hat. Das Lied beginnt mit der Zeile „Wie lieblich ist der Maien“. Der Pfarrer Martin Brehm hat das Lied Anfang des 17. Jahrhunderts gedichtet. Es gehört zu einem Zyklus von Liedern, die alle 12 Monate, die Fest- und Jahreszeiten besingen. Das Mai- Lied bedenkt den Frühlingsmonat in 4 Strophen. Nach der Beschreibung der aufblühenden Natur und dem Singen der Vögel dankt der Verfasser dem Schöpfer für die herrlichen Frühlingsgaben. Und siehe da, schon damals tritt neben dem Dank die Bitte um Schutz vor Frost, Mehltau und Hagel. Vor wenigen Wochen erst bedrohten Nachtfröste die Frühlingsblüten. Trotz nächtlicher Feuer waren Frostschäden nicht zu verhindern. Schon zu Lebzeiten von Martin Behn vor gut 400 Jahren gab es solche Erfahrungen.

Neben der Bitte um Schutz der Frühjahrsblüte bewegt den Liederdichter ein zweiter Gedanke. So wie die Natur blüht und treibt mag der Mensch alte Tugenden wieder aufblühen lassen. Er wünscht sich: „Die Blümlein lass aufgehen von Tugend mancherlei“. Es sind die Tugenden von Mäßigkeit, Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit, Glaube, Hoffnung und Liebe. Diese sieben klassischen Tugenden sollen wieder Blüten treiben und gedeihen. Das wäre ein unvergesslicher Frühling für diese Welt. Dann könnte im Wonnemonat Mai vieles neu und lieblich werden.

Norbert Lazay,
Pastor zu Gladigau