18.12.2024
Brief an den Weihnachtsmann

Lieber Weihnachtsmann! Santa Claus! Väterchen Frost etc…! Oder wie auch immer die Leute dich nennen mögen.

Ich jedenfalls glaube nicht an dich! – Nicht mehr! Denn besonders dies Jahr ist für mich ein äußerst „besch...eidenes“ Jahr gewesen. Ein Tiefschlag nach dem anderen. Wie soll da Weihnachtsfreude aufkommen. Und aufgesetzt freudig wie die Werbeleute kann ich nicht sein. Nach Schenken ist mir nicht zu Mute und „Driving home for christmas“ oder „Jingle bells“ erzeugen mir nur noch Unbehagen. Bei mir haben sich in diesem Jahr viele Kratzer an der Seele angesammelt.

Im August ist Onkel Herbert im hohen Alter gestorben. Er war ein väterlicher Freund und „Gutmensch“. Er war immer schon da. Und wenn ich jemanden brauchte, dann konnte ich zu ihm gehen. Und so ein Mensch, der keiner Fliege was zuleide tun konnte, musste dann schließlich an Krebs sterben. Das hat mich sehr, sehr traurig gemacht, zumal dann einige „Orgelpfeifen“ kamen, die versucht haben mich zu trösten mit so krassen Sprüchen wie: „Die Zeit heilt alle Wunden“, „Das wird schon wieder“ oder „Was soll man da machen gegen den Krebs?“. Ich sage nur: Danke für gar nichts! Zum Beerdigungskaffee standen obendrein Dominosteine und Lebkuchen auf dem Tisch.

Im September brannte dann der Hof meiner Eltern bis auf die Grundmauern nieder. Niemand kam zu Schaden, aber die „Gute Stube“ verbrannte auch. Hier haben wir immer Weihnachten gefeiert mit Geschenken, dem Weihnachtsbaum, „O du fröhliche“, gutem Weihnachtsessen und der ganzen Familie. Der Weihnachtsabend war immer meine „heile Welt“. Und nun wird es diese gute Stube und die heile Welt nicht mehr geben.

Im Oktober hat mich meine Partnerin verlassen, weil ich immer von Onkel Herbert und der „guten Stube“ geredet habe und getrauert habe. Was ist falsch an Trauer?

Im November dann begann der Weihnachtsmarkt in Magdeburg schon am 21. November noch vor dem Totensonntag. Kommerz statt Totengedenken. Tränen lassen sich nicht mit Glühwein verwässern. Wie soll ich mich da noch auf Weihnachten freuen?

Mit „un-freundlichen“ Grüßen

Jemand, der wirklich mühselig und beladen ist!!!

Antwort:

Du hast recht! Der Weihnachtsmann und all die anderen Typen können nicht trösten. Trauer und die Mühsal des Lebens kann man nicht mit Geschenken und aufgesetzter Fröhlichkeit zu Weihnachten betäuben. Aber es gibt mich! Ich bin Gottes Geschenk für die Welt! Besonders für die Mühseligen und Beladenen. Besonders und gerade auch für dich. Im Lukasevangelium, Kapitel 2, Vers 10 und 11 heißt es: Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Diese Worte darfst du dir schenken lassen.

Und das besingen auch die „echten“ Advents- und Weihnachtslieder: „Macht hoch die Tür“, „Vom Himmel hoch“ oder „Die Nacht ist vorgedrungen“.

Und deshalb: Liebe Grüße und gesegnete Weihnachten!

Das Christkind

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(von Stefan Kemper-Kohlhase (ev. Pfarrer in Kläden))