02.10.2024
Worte aus der Kirche zum 06.10.2014

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“

So wird es an vielen Orten zu den Erntedankfesten auch in diesem Jahr erklingen und gesungen werden. Matthias Claudius (1740-1815)  schrieb es als „Bauernlied“ für einen, den er „Nachbar Paul“ nannte. Dieses Lied begann ursprünglich:  „Im Anfang war’s auf Erden nur finster, wüst und leer, und sollt was sein und werden, mußt es woanders her.“

Damit weist der Dichter auf den Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel hin, der die Erschaffung der Welt beschreibt. Nicht durch menschliche Kraft oder Intelligenz, sondern durch Gottes schöpferische Kraft und Sein Wort wurde unsere Welt ins Sein gebracht und bis heute erhalten. Deshalb fährt Claudius fort: „So ist es hergegangen im Anfang, als Gott sprech, und wie sich’s angefangen, so geht’s noch diesen Tag.“ Nicht nur in der Vergangenheit hat sich Gott um die Erde gekümmert. Er tut es auch noch heute. Man möchte sagen: Für alles Leben und trotz des Menschen! Wir durften dieses Jahr nicht nur vieles Gute ernten, sondern nach mehreren sehr trockenen Jahren viel Regen erleben, so dass die Reserven wieder aufgefüllt sind. Wir hören aber auch von Katastrophen durch Dürre, Hitze und Überschwemmungen. Durch die Vielzahl an Meldungen neben denen von Kriegen und Streitigkeiten drohen wir abzustumpfen. Es gibt Menschen, die sich für nichts mehr interessieren und nur noch an ihr Eigenes denken. Dagegen erinnert uns Erntedank daran, Gott, dem Geber aller guten Gaben, zu danken. Matthias Claudius sagte  in seinem Bauernlied „Alle gute Gabe kommt oben her von Gott.“ Was wir an Gutem haben und genießen dürfen, soll uns zum Danken bringen. Es ist ein guter Brauch, bei Tisch für das Empfangene Gott zu danken. Dabei ist klar, dass wir unsere Leben und seine Möglichkeiten nicht uns selbst verdanken. In einem Lesestück in der DDR wurde eine Diskussion geschildert, wo Männer in einer LPG („landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft“) über ein Erntefest stritten. Am Ende wurde das Lied „Nun danket alle Gott“ gestrichen, aber auf dem Dach der LPG leuchtete der rote Stern als Zeichen, dass man alles Gute dem DDR-Staat verdankte. In diesen Herbstmonaten vor 35 Jahren begann dieser Staat und sein Stern zu sinken, und das Lesestück kennt kaum noch jemand. Wenn wir Gott danken, halten wir uns an den, der beständig und verläßlich ist. Was uns Sorgen macht, müssen wir dabei nicht verdrängen. Wir können es Ihm sagen und die Menschen und Situationen bringen, damit Er sich darum kümmert. Es ist nichts zu klein und nichts zu groß für Ihn. Und wir erleben, dass sich etwas ändert. Nicht immer nach unseren Vorstellungen. Aber wer Dinge vor  Gott ausbreitet, wird erfahren, dass Er, der Schöpfer und Erhalter, dieser Welt, handelt. Und das ermutigt auch uns zum Handeln. Lassen Sie uns deshalb singen und tun, was das Lied uns sagt:

Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn. Drum dankt Ihm, dankt, drum dankt Ihm, dankt und hofft auf Ihn!

Einen gesegneten Erntedank wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Eichenberg aus Stendal