22.02.2023
ü40

Es ist Freitagabend. Wir essen mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden im Gemeindehaus meiner Kollegin. Nach der nahrhaften Stille ergeben sich Gespräche. Die Teenager erzählen von der Schule, von ihren Vereinen und von dem, was sie bewegt.

Verrückt, wie die Zeit vergeht. Ich könnte schwören, dass ich selbst gerade erst gestern als 15jähriger am Tisch bei unserem Jugendwart saß. Da waren wir willkommen und konnten pubertieren. Tatsächlich ist gestern über 20 Jahre her.

Statistisch habe ich die Halbzeit meines Lebens überschritten. Vieles ist anders gekommen als ich es mir vorgestellt habe. Dieses Erwachsensein fühlte sich unendlich weit weg. „Zum Glück habe ich noch Zeit“, dachte ich oft. Diese Zeit ist nun vorbei.

Heute fühlt sich das Leben knapp und begrenzt an. Die Zeit ohne Zeitgefühl ist vergangen. Jetzt wird gelebt, solange der Vorrat reicht.

 

Vielleicht sind manche Erwachsene deshalb hart im Umgang mit den jungen Menschen… Erinnern Sie sich noch? Es gab doch damals schon Erwachsene, die patzig waren und uns herumkommandierten. Vielleicht liegt es am heimlichen Schmerz, dass diese Zeit nicht wiederkommt. Die eigene Jugend ist vorbei. Die Möglichkeiten werden weniger. Irgendwann ist man, wer man ist und lebt, wo man lebt.

Manchmal beschleicht mich eine Angst. Manchmal überfällt sie mich. Es ist die Angst vor meiner eigenen Endlichkeit und der Ungewissheit darüber. Darauf war ich nicht vorbereitet.

 

Im Psalm ruft jemand Gott um Hilfe an: „Denn du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an.“ Mir gefällt die Formulierung „von meiner Jugend an.“ Ich muss ein bisschen lachen, denn ich denke zurück. Das war schon eine verrückte Zeit – damals als Jugendlicher. Mich bewegt, dass Gott auch damals mein Gott war. Nicht ein Tag vergeht ohne Gott.

Hoffnung macht sich breit. Dem Gott meiner Jugend kann ich heute vertrauen. Der Gott, dem ich als Kind meine Sorgen erzählt habe, hört jetzt auch.

Meine Möglichkeiten werden weiter schwinden. Der Vorrat an Jahren, Kraft, Gesundheit und Selbstbestimmung wird geringer werden. Ich nehme an, dass das nicht leicht wird. Deshalb bin so froh über meinen Gott. Der wird mich auch dann tragen.

Es ist schön, die Konfirmandinnen und Konfirmanden zu erleben und zu wissen, Gott ist bei ihnen und wird bei ihnen bleiben – ihr Leben lang.

Gott ist Hoffnung von Jugend an. Hoffnung für heute und morgen. Hoffnung unter und über 40.

 

Pfr. Manfred Kiel

Schönhausen (Elbe)