31.08.2023
Soll das doch der Peters machen!
Der ältere Herr war schon viele Jahrzehnte Mitglied im Gemeindekirchenrat. Er erzählte sehr gerne von früheren Zeiten. Sein Vater war Fotograf gewesen und leitete einen kleinen Familienbetrieb mit mehreren Angestellten. Auch besagter ältere Herr musste von klein auf fleißig im Betrieb mithelfen.
Doch als junger Mann begann er sich nach dem Konfirmandenunterricht in der Kirchengemeinde zu engagieren. Das war dem Vater ein Dorn im Auge und er soll stets gemurrt haben, wenn der Sohn zur Kirche ging. Der Sohn hatte einen gleichaltrigen Klassenkameraden, der auch kirchlich engagiert war. Dieser Freund hieß mit Nachnamen Peters. Immer, wenn sich der Sohn des Fotografen für etwas in der Kirchengemeinde einsetzen wollte, soll der Vater gesagt haben: "Muss das denn sein? Soll das doch der Peters machen." Denn der Sohn sollte sich schließlich um die Belange der Firma kümmern. So wurde, "Soll das doch der Peters machen", zum geflügelten Wort.
Heute muss ich oft an diese Worte denken: "Soll das doch der Peters machen!" Es ist für mich zum Symbol unserer Zeit geworden. Viele Menschen haben prinzipiell nichts gegen Kirche, gehen auch gerne im Urlaub einmal in ein alte Kirche zum Bestaunen der kunsthandwerklichen Schätze, machen wunderschöne Fotos bei kirchlichen Hochzeiten, genießen die Atmosphäre. Aber wenn es darum geht, mitzuhelfen, anzupacken, dann denkt man ähnlich wie dieser Vater: " Das können doch andere tun."
Und so werden es immer weniger, welche die Kirche tragen, welche die guten Werte weitergeben, welche vom Evangelium erzählen, wie Gott auf uns Menschen zukommt. Auch sind immer weniger bereit, wenigstens einen finanziellen Beitrag für die Kirche zu leisten. "Das soll ruhig der Peters machen!"
In der Bibel werden uns dagegen Vorbilder vor Augen gestellt, die nicht sagen, "Soll das doch der Peters machen!", sondern Menschen, die sagen: "Herr, hier bin ich, sende mich!" (Jesaja 6,8). Auch Gott selbst überlässt seine Menschen nicht dem Schicksal oder anderen Mächten, sondern kommt selbst zu den Menschen und gibt alles, was er hat, selbst seinen eingeborenen Sohn.
Werden auch wir zu Menschen, die sich rufen lassen, anzupacken, mitzumachen und ihr Bestes zu geben, zusammen mit Peters.
Pfarrer Martin Schuler aus Bismark