Worte aus der Kirche

Liegt alles schon hinter mir oder habe ich noch Mut, Kampfeswillen und positive Erwartungen auch für die zweite Halbzeit des Jahres 2023?

Im Leben und bei Sportereignissen passiert manchmal erst in der zweiten Hälfte Entscheidendes. Wer dann begeisterter Mit-Spieler ist, kann zum Ende der zweiten „Halbzeit“ wirklich am Ziel sein. Der Zuschauende erfreut sich an der ersten und zweiten Halbzeit, egal wie der Spielverlauf ist.

Vielleicht sind aber auch die Ansprüche, die ich an das Leben, an andere Menschen, ja mich selbst stelle, so hoch, dass ich gar nicht im Hier und Jetzt bin. Das Spiel geht an mir vorbei. Ich komme nicht ins Spiel. Die Erwartungen, dass die Dinge vollkommen sind, belasten. Die Einsicht, dass etwas genügt, dass wir gutwillige und fehlbare Menschen sind, hilft. Und so sind wir ein guter Vater, eine hilfreiche Kollegin, ein lernbereiter Schüler, ein nicht ganz gesunder Mensch und auch nur manchmal glücklich. Und das ist viel!

Johannes der Täufer, Mahner in der Wüste und Wegbereiter Jesu, dessen am 24. Juni, zur Mitte des Jahres, gedacht wird, sagte: „Sein, Christi Einfluss, muss wachsen, meiner aber muss abnehmen.“ (Joh 3,30) Wo sollten wir uns besser zurücknehmen, wo vielmehr in Bewegung setzen? Wem wollen wir in Zukunft mehr Raum und mehr Gewicht geben? Welches Weniger bringt ein Mehr und welches Immer-Mehr ist tatsächlich ein Zuviel? Wer so fragt, kann die Richtung ändern. Erst im Kopf, im Herzen und dann im Tun.

Es ist „Halbzeit“. Es gibt noch viele Möglichkeiten. Darauf können wir vertrauen und weitere Schritte im Leben gehen. Spieler des Lebens zu sein und immer wieder neu zu werden, dass wünsche ich uns. Sehen wir doch mal das Glas als halbvoll an. Ob als in die Ferien Aufbrechende oder als Sportbegeisterte: Haben Sie einen guten Start in die zweite Halbzeit 2023!

Und eins ist gewiss: Am Ende dieser zweiten Halbzeit, also in knapp sechs Monaten, ist Gott sei Dank wieder Weihnachten!

Falko Schilling (Pfarrer in Rohrberg)