29.03.2023
Der Präsident auf dem Fahrrad

Erinnern sie sich noch an den Besuch von Barak Obama in Berlin 2008? Er war demokratischer Präsidentschaftskandidat und viele tausend Menschen jubelten ihm bei seiner Rede an der Siegessäule zu.

Er wurde gefeiert wie ein „Messias“ und „Retter der Welt“. Er sollte den schmutzigen Krieg im Irak beenden, das Weltklima schützen und für eine bessere Welt kämpfen gegen Oligarchen und Diktatoren. Der Trubel in Berlin nahm fast religiöse Züge an. Aber stellen sie sich mal vor, der Präsidentschaftskandidat wäre mit dem Fahrrad zur Siegessäule gekommen! Oder stellen sie sich vor, er wäre später als Präsident nicht mit der „Air Force One“ geflogen, sondern mit einem klimafreundlichen Segelboot wie Greta Thunberg über den Atlantik gekommen. Oder Bahnfahren. Oder einfach zu Fuß gehen. Viele hätten sich kopfschüttelnd abgewandt. Die Aufrichtigkeit wäre aber sicher auch bewundert worden. „Endlich mal einer, der es ernst meint, und dem man vertrauen kann!“ Herrschaft hat immer mit Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu tun. Und es müssen auch Zeichen gesetzt werden. Denn Menschen lassen sich begeistern und sie wenden sich ab, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. So ist es Barak Obama gegangen. Nach Erhalt des Friedensnobelpreises 2009 konnte er die Erwartungen nicht erfüllen und wurde sogar zur Rückgabe des Nobelpreises aufgefordert.

Wem jubeln wir zu?

Ähnlich wie Barak Obama ist es Jesus vor 2000 Jahren gegangen, als er am Palmsonntag in Jerusalem einzog. Jesus, der Wanderprediger, Hoffnungsträger und Menschensohn kam als Festpilger nach Jerusalem zum Tempel. Das Passafest zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten stand vor der Tür. Jesus ritt auf einem Esel und die Volksmenge jubelte ihm zu mit Palmwedeln. Sie jubelten ihm zu wie einem erfolgreichen Kriegshelden. Jesus aber ritt auf einem Antikriegstier. Denn der Esel ist ein geländegängiges Arbeitstier und kein Streitross. Und Jesus ist kein siegreicher Diktator und Feldherr, sondern der Hoffnungsträger der Massen. Und weil Jesus mit der Auferweckung des Lazarus schon geliefert hat, wird er wie ein siegreicher König empfangen.  „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“ (Joh. 12,13)

Wem jubeln wir zu?

Gebet:

Herr Jesus Christus, begeisterte Menschen haben dir zugejubelt und dich dann doch allein gelassen. Du wurdest gefoltert und getötet von gewissenlosen Menschen und dennoch bekannte einer von ihnen, ein römischer Hauptmann: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“. Es waren Menschen wie wir. Wir erschrecken über die dunklen Möglichkeiten, die auch in uns sind. Schenke uns Klarheit über uns selbst, über unsere Zuneigungen und unsere Aggressionen. Hilf uns um deiner Liebe willen.

Amen.

 

von Stefan Kemper-Kohlhase (ev. Pfarrer in Kläden)